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Senftleben in Niederschlesien.pdf
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Die Familie Senftleben in Niederschlesien

Meine Aufzeichnungen beginnen im späten neunzehnten Jahrhundert.
Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871, war es Otto von Bismarck, der als erster Reichskanzler die Gründung des Deutschen Reiches maßgeblich vorantrieb.
Zur gleichen Zeit wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika unter Abraham Lincoln die Sklaverei abgeschafft. Jules Verne veröffentlichte gerade "Die Reise um die Welt in 80 Tagen", Arthur Conan Doyle publizierte seine erste Ausgabe von Sherlock Holmes und in New York wurde 1886 die Freiheitsstatue eingeweiht.  

In Groß Kniegnitz, Landkreis Nimptsch, einen von der Landwirtschaft geprägten Dorf, lebten zu dieser Zeit, 45 Kilometer von Waldenburg entfernt, ca. 1000 Einwohner. Hier wurde am 11.03.1867 meine Urgroßmutter Anna Emilie Ida Langer als Tochter des Tischlermeisters Wilhelm Langer und dessen Ehefrau Bertha, geborene Rother, geboren.

Zehn Jahre später, am 12.08.1876, kam im 60 Kilometer von Waldenburg entfernten Haynau, Albert Hugo Otto Senftleben zur Welt. Er war der Sohn des Schlossermeister August Senftleben und deren Ehefrau Selma, geborene Lorenz. Haynau war damals auf dem Weg eine bedeutende schlesische Industriestadt mit Papier-, Zucker-, Malz-, Metallwaren- und Textilfabriken zu werden.

 

Ida und Albert zog es in den darauffolgenden Jahren in das 15.000 Einwohner zählende Waldenburg, welches das Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers war. Albert wohnte hier in der Gartenstraße 6 und begann eine Lehre als Maler. Ida war als Lagerhalterin und später als Damenschneiderin beschäftigt. Ihre erste gemeinsame Wohnung befand sich in der Charlottenbrunnerstr. 14.

Das Geburtshaus aller Kinder der Familie Senftleben in der Gartenstraße 6
Das Geburtshaus aller Kinder der Familie Senftleben in der Gartenstraße 6

1891 bekam Ida Langer im Alter von 24 Jahren ihr erstes Kind: Fritz Moritz Langer. Zweieinhalb Jahre später, 1894, brachte sie ihr zweites Kind zur Welt: Stephanie Margarethe Langer. In beiden Fällen ist der Vater unbekannt.
Knapp zwei Jahr später, 1896, kam Margarethe Senftleben zur Welt. Albert hatte seine Lehre mittlerweile beendet und arbeitete als Malergehilfe. Er erkannte Margarethe im Nachhinein als seine leibliche Tochter an.

Es folgte ein Jahr später noch eine uneheliche Tochter, Katharina Senftleben. Noch im gleichen Jahr heirateten Albert Senftleben und Ida Langer in Waldenburg. Albert legte erfolgreich seine Meisterprüfung im Malerhandwerk ab, und arbeitete, mit der späteren Unterstützung seiner Söhne, als Dekorationsmaler. Es folgen bis 1910 noch acht weitere Kinder, von denen zwei als Kleinkind verstarben.

Kurt Albert Senftleben,

Johanna Charlotte Senftleben,

Elfriede Gertrud Senftleben,

Elise Hildegard Senftleben,
Walter Eberhard Senftleben,

Hans Georg Senftleben,

Elise Gerda Senftleben,

Johanna Rosina Senftleben,

geboren 1898

geboren 1899, 1972 in Kamen verstorben
geboren 1901, 1972 in Kamen verstorben

geboren 1902, als Kleinkind verstorben
geboren 1903, 1967 in Koserow verstorben

geboren 1905

geboren 1907, als Kleinkind verstorben

geboren 1910


Nach der Geburt der letzten Tochter zog die Familie Senftleben von der Gartenstr. 6 in die Barbarastraße 3 um.

Die Barbarastraße 2013: hier müsste die Nummer 3 gewesen sein.
Die Barbarastraße 2013: hier müsste die Nummer 3 gewesen sein.

Alle Kinder wurden in Waldenburg geboren. Von einigen ist es mir gelungen den weiteren Werdegang zu recherchieren.

Kurt Senftleben machte von 1913 bis 1915 eine Zimmermalerlehre in Waldenburg und arbeitete danach als Dekorationsmaler.
Er heiratete, am 27.12.1930 die in Weißwasser, einem Vorort von Waldenburg, geborene Schneiderin Anne Martha Kopske.  

Die Franz-Schubert-Straße im Jahr 2013.
Die Franz-Schubert-Straße im Jahr 2013.

Drei Kinder sind mir bekannt:
eine Tochter, 1935 geboren, zwei Söhne, einer davon 1938 geboren.
Seine Wohnung in Waldenburg befand sich in der Franz-Schubert-Str. 23.

 

 

 

 

 

 

Walter Senftleben begann nach seinem Schulabschluss 1918 eine Lehre als Maler. Bis 1939 arbeitete er in diesen Beruf. Anschließend wurde er zur Wehrmacht eingezogen. In den letzten Kriegstagen heiratete er 1944 in Pritter (Vorpommern) die Köchin Dorothea Götsch. Im Jahr 1948 wurde das einzige Kind, ein Sohn geboren. Walter verstarb 1967 im Alter von 63 Jahren in Koserow auf der Insel Usedom.

Walter und Kurt Senftleben
Walter und Kurt Senftleben

Die Drogistin Else Martha Katharina Senftleben heiratete am 31.03.1945, den in der Hartauer Str. 45 wohnenden, Polizeisekretär Erich Arthur Seibt. Die Hochzeit fand in Waldenburg statt.
Erich Arthur Seibt wurde in Görlitz geboren. Sein Vater war, der in Cunzendorf unter dem Walde geborene Reichsbahn-Oberrangiermeister, Hermann August Seibt. Seine Mutter, die in Waldau (Oberlausitz) geborene Louise Anna Altmann.

Der in der Kristerstraße 6 wohnende Dekorationsmaler Hans Georg Senftleben heiratete am 15.08.1931 in Bad Salzburg, Ida Selma Wiesner. Im Jahr 1938 wurde ein Sohn geboren.

Die Kristerstraße 6 im Jahre 2013.
Die Kristerstraße 6 im Jahre 2013.

Johanna Rosina Senftleben ging am 25.06.1938 in Waldenburg mit dem Diplom-Ingenieur Hans Martin Volkmann die Ehe ein. Mir bekannt sind drei Kinder: 1939 und 1940 eine Tochter und 1943 ein Sohn.

 

Die Eltern, des 1904 in Jeggeleben geborenen Martin Volkmann, waren der 1876 geborene Johannes Volkmann und seine Frau Elisabeth geb. Kühl. Johannes Volkmann war Pfarrer und lebte Ende der 30iger Jahre in Ketzin/Havel.
Martin Volkmann wohnte 1938 in Waldenburg in der Seegen-Gottes-Straße 77. Er zog später, sehr wahrscheinlich mit seiner Frau und den Kindern, nach Weißstein einen Vorort von Waldenburg um. Dort wohnte sie im Friedhofsweg 1. Johanna arbeitete als technische Lehrerin an der evangelisch Schule in Waldenburg.

Albert starb am 06.07.1941 in Waldenburg, in seiner Wohnung in der Barbarastraße 3 an einem Schlaganfall. Er wurde 64 Jahre alt.

 

Mittlerweile ist mir bekannt, daß Ida Senftleben die Vertreibung aus Waldenburg überlebt hat und am 22.08.1949 im gesegneten Alter von 82 Jahren in Schuckenbaum (heute Leopoldshöhe) verstorben ist. 

Bei meinem Recherchen bin ich in den Unterlagen auf viele Personen gestoßen.
Ich veröffentliche hier eine Liste mit Tauf- und Trauzeugen und ein Bericht mit vermutlichen Familienangehörigen, bei denen ich eigene Nachforschungen angestellt habe.

Nachname

Vorname

Beruf

Wohnort

Datum
Anis Anna

 

Waldenburg 08.11.1903
Anis Amalie   Waldenburg 28.05.1905
Basler Martha   Altwasser 23.05.1898
Burghardt Ida   Dittersbach 28.05.1905
Burghardt Gertrud   Waldenburg 28.08.1910
Fliegner Margarete   Waldenburg 08.11.1903
Gebauer Anna   Waldenburg 23.05.1898
Hübner Frau   Haynau 21.04.1901
Ihme Marie   Waldenburg 27.01.1892
Ihmig Martha   Wüstegiersdorf 28.05.1905
John Paul Kaufmann Waldenburg 08.01.1899
Jordan Anna   Oberwaldenburg 18.09.1902
Jordan Karl Maschienenwärter Oberwaldenburg 30.10.1897
Kügler Paul Kunst-Tischler Liegnitz 28.01.1900
Martin Frau   Haynau 21.04.1901
Nelle Ida   Waldenburg 18.09.1902
Obst Luise   Waldenburg 23.05.1898
Rose Marie Frau Schlossermeister Waldenburg 27.05.1894
Rose Minna   Ober-Wüstegiersdorf 28.01.1900
Rose Emilia   Waldenburg 1899-1901
Schönfelder Alfred Kaufmann, Buchhändler Waldenburg 27.12.1930
Stange Clemens Klavierlehrer Waldenburg 30.10.1897
Vater Friedrich Polizeiinspektor Waldenburg 31.03.1945
Volkmann Johannes Pfarrer Ketzin/Havel 27.12.1930
Zemang Klara   Waldenburg 01.11.1903

Klara Senftleben aus Haynau, Taufzeugin 1896
könnte die Mutter o. eine Schwester von Albert Senftleben sein.

Gustav Langer wohnte genauso wie die Familie Senftleben in der Barbarastr. 3 in Waldenburg.

Klara Langer aus Waldenburg war zweimal Taufzeugin
Sie könnte eine Schwester von Ida Langer sein.

Marie Langer, Stubenmädchen aus Woislowitz, Kreis Nimpsch, Taufzeugin 1896.
Sie könnte eine Schwester von Ida Langer sein.

Clara Lorenz aus Haynau, Taufzeugin 1899. Sie müsste in Verwandschaft zu Selma Lorenz, der Ehefrau von August Senftleben, stehen.

Clemens Stange, Klavierlehrer aus Waldenburg und Karl Jordan, Maschinenwärter aus Ober-Waldenburg waren Trauzeugen bei der Hochzeit von Ida und Albert.

Anna Senftleben aus Haynau, Taufzeugin 1900. Eine Verwandte von August Senftleben?

Schmiedemeister Paul Senftleben aus Köln,
Taufzeuge 1899.
Meine Recherchen fanden ein Klempner Paul Senftleben, Metzer Str. 22 in Köln im Jahre 1930.

Kurt Senftleben, Taufzeuge 1903, aus Berlin. In Berlin fand ich im Adressbuch einen Buchhalter Kurt Senftleben, wohnhaft 1915 in der Bandelstr. 8 L, NW 21.
Desweiteren starb im Jahr 1956 in Berlin, ein 1884 geborener Kurt Senftleben, Angehörige war Marie Senftleben.

Bei meinen Nachforschungen bin ich auf eine Passagierliste der SS American* gestoßen, die am 15.November 1921 zwischen Bremen und New York verkehrte. In dieser Liste war eine in Haynau wohnende Margarethe Senftleben aufgeführt, die sich aber aus unerklärlichen Gründe, nicht auf dem Schiff befand. Ihr Eintrag hatte den Vermerk “NOT ON BOARD” Trotzdem enthält die Liste ein paar interessante Fakten, die ich hier erwähnen möchte:

Alter: 46, geboren 1875 in Striese, Kreis Wohlau, unverheiratet, Wohnort: Haynau, kein Beruf, war bereits 1905 und 1908 in den USA, blonde Haare, blaue Augen, 1.63 m groß.

Ihr Ziel war ein Bekannter namens Eduard Walter, 2716 Erie Ave, Cincinnati, Ohio.

Adressbuch Berlin 1921 (Auszug)
Adressbuch Berlin 1921 (Auszug)

Als Angehörige in Deutschland gab sie ihre Schwester, die Lehrerin Helene Senftleben, wohnhaft in der Bredowstr. 23 in Berlin, NW 21 an.

 

*SS = Steam Ship = Dampfschiff

Am Schluss möchte ich mich bei all denen bedanken die mir geholfen haben eine umfangreiche Sammlung an Dokumenten und Urkunden über die Senftlebens in Waldenburg zu erstellen.
Alles in diesem Bericht kann ich nachweisen. Ich habe aus Gründen des Datenschutzes nicht alles veröffentlicht, bin aber gerne bereit bei nachgewiesen Interesse, Dokumente zur Verfügung zu stellen.

Mein besonderer Dank gilt:

dem Ahnenforscher Andreas Richter aus Waldenburg,
dem Ahnenforscher Radoslaw Zan aus Liegnitz,
die Firma Tanja Senftleben und Familie,
der Firma Google für die Möglichkeit via Street View kostenfrei Schlesien zu bereisen,
und meiner Familie.

 

Ich möchte meinen tiefsten Respekt und meine Anerkennung für die aus den deutschen Ostgebieten Vertriebenen aussprechen.